SKOLD führt uns hier mit spielerischer Leichtigkeit und doch glaubhaftem Tiefgang durch verschiedenste Facetten des Rock
15 Jahre hat uns Gitarrengott Tim Skold auf sein zweites Soloalbum warten lassen. Zu sehr war er damit beschäftigt mit Marilyn Manson Grammy-Nominierungen einzufahren, mit KMFDM die gute alte Schule des Industrial-Rock aufrecht zu erhalten und Jungmusiker in Gitarren- und Aufnahmetricks einzuweihen.
Nun erscheint mit "Anomie" endlich das Album, auf dem sich Tim Skold all das erfüllt, was in Bandkompromissen nicht möglich war. Ein abwechslungsreicher packender Longplayer mit viel Liebe zum Detail ist entstanden, der spätestens nach dem dritten Song bei jedem voll und ganz zündet, denn SKOLD führt uns hier mit spielerischer Leichtigkeit und doch glaubhaftem Tiefgang durch verschiedenste Facetten des Rock. Man spürt, dass er das was er macht wirklich lebt und für wirklich jeden Hörer ist etwas dabei, ohne das es dabei für irgendwen irgendwann zu anstrengend wird: Selten hat man ein derart abwechslungsreiches Album gehört, das dennoch klingt wie aus einem Guss!
"Anomie" ist ein herrliches Resultat eines Soloalbums und so etwas ist wohl nur machbar, wenn man dermaßen freie Hand hat. Tim Skold ist ja lange genug und erfolgreich dabei und braucht sich bei niemandem anbiedern oder von großen Hallen oder Stadien träumen - diese hat er mit Manson bereits bis zum Exzess gerockt und geht daher dermaßen unverkrampft an die Sache, dass es ein wahrer Genuss ist.
Die Manson Fans werden mit Sleaze Smashern wie "Suck" und "Here Comes The Thunder" bedient, KMFDM Fans kommen mit "Black Out" auf ihre Kosten, Metal-Ausflüge wie "Angel Of Noise" und "(This Is My) Elephant" sind im Programm und auch eine Uptempo Nummer ist mit "Tonight" mit dabei. Tiefmelancholische und packend geht es bei "Becoming" und "What You See Is What You Get" zu und hymnenhafte Industrial-Rock-Balladen wie "And Then We Die" und "Miserably Never After" runden ein Album ab, das nach dem Durchhören nur einen Schluss zulässt: Die perfekte Mischung - genial!
Das Album ist zudem grandios produziert und kommt unglaublich fett und wuchtig aus den Boxen, wie es nur Leute hinbekommen, die man als echte Profis und alte Hasen im Geschäft bezeichnen kann: Der in Schweden geborene Multi-Instrumentalist gründete bereits 1980 seine erste Band Kingpin, die sich 1989 in die weit bekannteren Shotgun Messiah unbenannten, welche heute als echte Legende der Glam-Rock-Szene gelten. Nach seinem ersten Soloalbum als SKOLD im Jahre 1996 stieg Tim bei KMFDM ein und wechselte 2002 als Bassist, Gitarrist und Co-Produzent zu Marilyn Manson. 2008 verließ er Manson und arbeitete erneut mit KMFDM und als gefragter Remixer und Produzent.
Während der letzten drei Jahre entstand mit "Anomie" ein Album, das etliche seiner Arbeiten für andere lange in den Schatten stellt und das - und sei der Spruch auch noch so abgenutzt, hier ist er weit mehr als nur Wunschdenken - in keiner guten Rocksammlung fehlen darf!